Onboarding ohne Budget? So verlieren Unternehmen im Kampf um Talente!
Schaut man sich die Onboarding-Studien von Haufe seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 2017 an, bekommt man den Eindruck (und die Bestätigung), dass ein strategisches Onboarding nach wie vor eine echte Randerscheinung ist. Erstaunlich, denn das bedeutet, dass viele Unternehmen in einer Zeit, in der Fachkräfte an allen Ecken und Enden fehlen und der Wettbewerb um die besten Köpfe härter denn je ist, noch immer ein Onboarding ohne festes Budget und ohne strategische Ausrichtung betreiben. Kann man machen – dringend benötigte Fachkräfte gewinnt man so allerdings definitiv nicht!
Statt eines gelungenen Starts und langfristiger Mitarbeiterbindung erleben neue Kolleg*innen oft nur eine flüchtige Einarbeitung und eine kalte Willkommensfloskel. Im Ergebnis steigen die Kündigungen bereits vor dem ersten Arbeitstag – ein kostspieliger Albtraum für Unternehmen, die unter dem Fachkräftemangel ohnehin ächzen. Hier ist ein Weckruf für HR-Teams und Unternehmensführungen: Solange Onboarding nur als administrativer Prozess betrachtet wird, werden wertvolle Potenziale verspielt, die Ihre mühsam gewonnenen neuen Mitarbeitenden dauerhaft binden könnten. Ein Umdenken ist überfällig.
Der blinde Fleck im Onboarding: fehlendes Budget = fehlende Strukturen
Die Haufe-Studien der letzten Jahre zeigen ein klares Bild und eine „wunderbare“ Kontinuität: Mehr als 80 % der Unternehmen verzichten noch immer auf ein eigenes Onboarding-Budget. Achtzig Prozent! Ein fataler Fehler, der sich im Mittelstand noch stärker bemerkbar macht als bei Konzernen, denn hier fehlen oft nicht nur Mittel, sondern auch die Strukturen und Verantwortlichkeiten, um Onboarding strategisch anzugehen. Statt das Onboarding als kritischen Erfolgsfaktor zu begreifen, sehen viele Unternehmen es lediglich als einmalige Einführung – und scheitern damit auf voller Linie an einer nachhaltigen Integration neuer Mitarbeitender.
Der Effekt? Mehr als ein Drittel der neuen Mitarbeitenden kündigt schon vor ihrem ersten Arbeitstag oder innerhalb des ersten Jahres – eine doppelte Niederlage im Wettbewerb um Fachkräfte. Die Unternehmen verlieren nicht nur an Ressourcen und Zeit für die erneute Rekrutierung, sondern auch ihren Ruf als attraktiven Arbeitgeber. Die hohe Frühfluktuation lässt sich dabei auf ein einfaches Problem zurückführen: Onboardees fühlen sich nicht willkommen, erleben das Unternehmen als unorganisiert und werden mit falschen Erwartungen enttäuscht. Ohne gezielte Onboarding-Maßnahmen, die über das administrative Einführen hinausgehen, verpufft der erste Eindruck – und das Unternehmen bleibt auf einer vakanten Stelle sitzen, die es oft gar nicht neu besetzen kann.
Onboarding ohne Strategie: warum fehlendes Budget den Erfolg kostet
Für ein umfassendes Onboarding fehlt es den meisten mittelständischen Unternehmen nicht nur an einem klaren Budget, sondern auch an einer strategischen Verankerung des Prozesses. Ohne ein definiertes Budget bleibt Onboarding ein Improvisationsprojekt, in dem es an Beständigkeit und Qualität mangelt. Für die Praxis bedeutet das: Führungskräfte sind unzureichend eingebunden, strukturiertes Feedback bleibt aus, und digitale Tools für die Preboarding-Phase fehlen – denn für Innovationen ist kein Geld da. Dabei zeigen unter anderem die Haufe-Studien der vergangenen Jahre: Frühzeitige Einbindung, Feedbackgespräche und klare, digitale Onboarding-Strukturen tragen maßgeblich zur erfolgreichen Integration und Bindung neuer Mitarbeitender bei.
Doch solange Unternehmen den Wert des Onboardings nicht in Zahlen und konkreten Effekten messen, bleibt es schwierig, die Notwendigkeit eines festen Budgets gegenüber der Unternehmensführung zu rechtfertigen. Die Haufe-Studie von 2024 zeigt, dass nur 15 % der Unternehmen in Deutschland ein festes Onboarding-Budget haben – und dass 56 % der Frühkündigungen auf falsche Erwartungen seitens der neuen Mitarbeitenden zurückzuführen sind. Der fehlende strategische Ansatz beim Onboarding kostet also bares Geld und verschärft die Probleme bei der Personalgewinnung weiter.
Krass auch die Aussage, es liege vor allem an den falschen Erwartungen der Onboardees! Ja klar, nur wird gar nicht reflektiert, was das Unternehmen aktiv selbst tun könnte, um den (meist nicht so abgehobenen) Erwartungen gerecht zu werden. Da scheint es einfacher, die dringend benötigten Fachkräfte als „zu kompliziert, zu anspruchsvoll, zu unmotiviert“ darzustellen.
Überforderter Mittelstand: ohne strategisches Onboarding chancenlos im Kampf um Talente
Unternehmen, die ihre neuen Mitarbeitenden ins kalte Wasser werfen und ihnen keine vernünftige Einarbeitung bieten, verlieren ihren Vorteil im Wettbewerb um Talente. Studien zeigen, dass Unternehmen mit professionellem Onboarding eine höhere Bindungsquote und langfristig zufriedenere Mitarbeitende aufweisen. Ein strukturiertes Onboarding mit Budget und strategischer Ausrichtung verbessert nicht nur die Anfangsfluktuation erheblich, sondern stärkt auch das Employer Branding – ein unverzichtbares Asset im Wettbewerb um Fachkräfte.
Während Großunternehmen oft auf ausgeklügelte Onboarding-Programme setzen, bleibt der Mittelstand mit seiner doch sehr konservativen Herangehensweise deutlich zurück. Wer neue Mitarbeitende auf Dauer halten will, braucht nicht nur einen ansprechenden ersten Arbeitstag, sondern ein durchgängiges, nachhaltiges und vor allem strategisch ausgerichtetes Konzept, das nicht nur die fachliche, sondern in hohem Maße besonders die soziale und emotionale Integration fördert. Unternehmen, die heute noch am Onboarding sparen, sparen schlichtweg am falschen Ende: Denn ein schlechter Start führt nicht nur zu Kündigungen und sinkender Produktivität, sondern auch zu einem schlechten Ruf als Arbeitgeber. Und das ist im Mittelstand, der von einem guten Image lebt, fatal.
Onboarding als Erfolgsfaktor verstehen und vor allem: Jetzt handeln!
Es ist fünf vor zwölf, um Onboarding als das zu betrachten, was es wirklich ist: ein strategischer Hebel zur Mitarbeiter*innen-Gewinnung und -bindung und ein entscheidender Faktor im Employer Branding. Unternehmen müssen endlich aufhören, Onboarding nur als administrativen Prozess anzusehen, und anfangen, es als Investition in die Zukunft zu begreifen. Nur ein festes Budget und eine gezielte Einbindung der Führungskräfte schaffen die Voraussetzung für ein Onboarding, das sowohl den neuen Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen selbst zugutekommt. Der erste Eindruck zählt – und ohne eine strategische, budgetierte Verankerung im Onboarding werden Unternehmen weiterhin den Kürzeren ziehen.
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