Ist dein Unternehmen ein „Safe Space“? Warum es keine Option ist, Rassismus zu ignorieren

Stell dir vor, du gehst täglich zur Arbeit – aber nicht nur mit der üblichen To-do-Liste im Kopf, sondern mit der unterschwelligen Angst, wieder einmal eine rassistische Bemerkung zu hören. Stell dir vor, du wirst nicht nach deiner Leistung, sondern nach deiner Herkunft beurteilt. Unvorstellbar? Für viele internationale Mitarbeitende ist das Alltag. Dennoch tun Unternehmen oft so, als sei das Problem nicht existent – aus Ignoranz, Unsicherheit, Bequemlichkeit oder schlicht, weil es vermeintlich nur eine Minderheit betrifft. Doch auch wenn es viele Verantwortliche persönlich nie trifft, ist Rassismus keine Privatsache. Unternehmen haben eine Verantwortung, moralisch wie gesetzlich, ihre Mitarbeitenden zu schützen und aktiv für ein diskriminierungsfreies Umfeld zu sorgen. Was bedeutet das konkret?

Rassismus im Arbeitsumfeld: Ein verdrängtes Thema

Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem, auch ein politisches Thema, das vor der Unternehmenstüre nicht Halt macht. Studien zeigen, dass internationale Mitarbeitende in vielen Fällen Diskriminierungserfahrungen machen müssen – sei es durch subtile Mikroaggressionen oder offene Anfeindungen. Was im Arbeitskontext dann fehlt, sind die Sensibilität und das Wissen, Rassismus als systemisches Problem zu erkennen, das alle betrifft. In vielen Organisationen wird das Thema tabuisiert. Die Begründung? Es betreffe „nur“ eine Minderheit oder sei „zu politisch“. Diese Haltung führt dazu, dass Betroffene sich nicht gehört und nicht geschützt fühlen. Die Folge: sinkende Motivation, psychische Belastung und eine Unternehmenskultur, die Vielfalt nur auf dem Papier unterstützt.

Die Fürsorgepflicht von Unternehmen

Unternehmen haben eine ethische und auch rechtliche Verantwortung, ihren Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld frei von Diskriminierung zu schaffen. Echte Veränderung geschieht allerdings nicht durch Hochglanzbroschüren über Diversity & Inclusion. Hier braucht es konkrete, bestenfalls proaktive Maßnahmen. Dazu gehört insbesondere, Rassismus offen anzusprechen, strukturelle Ungleichheiten abzubauen und Räume zu schaffen, in denen sich alle sicher und wertgeschätzt fühlen.

Safe Spaces – Was Unternehmen tun können

Ein „Safe Space“ bedeutet nicht, unbequeme Diskussionen zu vermeiden, sondern sie zu ermöglichen. Es geht darum, betroffenen Mitarbeitenden Schutz zu bieten und gleichzeitig die gesamte Belegschaft für diskriminierende Strukturen zu sensibilisieren. Dazu braucht es mehr als nur Absichtserklärungen – es braucht konkrete Maßnahmen:

  • anonyme Meldewege für Diskriminierung
    Viele Betroffene trauen sich nicht, Diskriminierung offen anzusprechen – aus Angst vor negativen Konsequenzen. Ein sicheres, anonymes Meldesystem gibt ihnen die Möglichkeit, Vorkommnisse zu dokumentieren und Unterstützung zu erhalten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Beschwerden nicht einfach „versanden“, sondern ernsthaft verfolgt und konsequent bearbeitet werden.
  • regelmäßige Schulungen aller Mitarbeitenden
    Ein einmaliger Vortrag über „Diversity“ reicht nicht. Unternehmen müssen kontinuierlich Schulungen zu Themen wie unbewusste Vorurteile, Privilegien und interkulturelle Kompetenz anbieten. Nur wenn alle Mitarbeitenden verstehen, wie sich Rassismus äußert und welche Rolle sie selbst in einem diskriminierungsfreien Arbeitsumfeld spielen, kann echte Veränderung entstehen.
  • Mentoring-Programme für marginalisierte Gruppen
    Ein starkes Netzwerk kann entscheidend sein, um sich in einem neuen beruflichen Umfeld zurechtzufinden. Unternehmen sollten gezielt Mentoring-Programme anbieten, in denen internationale Mitarbeitende Unterstützung durch erfahrene Kolleginnen und Kollegen erhalten. So können sie nicht nur fachlich, sondern auch auf persönlicher Ebene gestärkt werden.
  • Psychologische Beratung und Unterstützung
    Rassismus hat nicht nur berufliche, sondern auch psychische Auswirkungen. Der Zugang zu externer, anonymen psychologischer Beratung kann betroffenen Mitarbeitenden helfen, mit der emotionalen Belastung umzugehen. Unternehmen müssen signalisieren: „Wir sehen dich, wir hören dich – und wir helfen dir.“

Allies im Unternehmen: Verbündete schaffen

Ein inklusives Arbeitsumfeld entsteht nicht von allein. Es braucht Menschen, die sich bewusst und aktiv für marginalisierte Gruppen einsetzen – sogenannte „Allies“. Diese Verbündeten machen Diskriminierung sichtbar, stärken Betroffene und treiben strukturelle Veränderungen voran. Sie sind keine alleinige Lösung, aber sie sind ein kraftvolles Instrument, um ein sicheres und wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle zu schaffen.

Doch nicht jede Person ist automatisch als Ally geeignet. Diese Rolle erfordert:

  • Empathie und Engagement
  • die Bereitschaft, dazuzulernen und eigene Vorurteile und Privilegien zu hinterfragen
  • Schulung in Konfliktbewältigung und interkultureller Kompetenz

Allies können auf allen Ebenen des Unternehmens wirken – von der Führungskraft, die Prozesse verändert, bis hin zu Mitarbeitenden, die im Alltag sensibel und aufmerksam sind. Doch Unternehmen dürfen nicht einfach willkürlich Menschen zum „Ally“ ernennen. Es braucht klare Qualifizierungen, Schulungen und Unterstützung für diese Rolle.

Wenn eine Organisation all das beachtet ….

… leistet sie auf verschiedenen Ebenen einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von strukturellem Rassismus und zur Schaffung eines Safe Spaces. Unternehmen haben die Wahl: Sie können Rassismus ignorieren – oder sie können aktiv Verantwortung übernehmen. Letzteres bedeutet, Räume zu schaffen, in denen Diskriminierung benannt, reflektiert und bekämpft wird. Es bedeutet, dass betroffene Mitarbeitende sich nicht mehr verstecken oder anpassen müssen, sondern authentisch und ohne Angst arbeiten können.

Und es bedeutet vor allem eines: dass Unternehmen endlich das tun, was längst überfällig ist – nämlich sichtbar und konsequent gegen Rassismus einzustehen.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Ihr Unternehmen zu einem echten Safe Space zu machen – kontaktieren Sie uns!